2. Mai – 28. August 2014
Oranienburg, nördlich von Berlin, ist eine Stadt, deren Geschichte untrennbar mit dem KZ-System der Nationalsozialisten verbunden ist. Schon 1933 wurden dort mehr als 3000 Gegner der Nazis, vornehmlich aus Berlin, unter den Augen der Bevölkerung festgehalten und der Willkür ihrer Bewacher ausgesetzt. Die weitere, grausame Entwicklung ist bekannt und ihre emotionale Wirksamkeit unabdingbar.
Patricia Breves hat die Stadt im Januar 2014 besucht und wurde dort zufällig zur Zeugin einer Wohnungsauflösung. Was einmal sicher im Inneren eines Hauses aufbewahrt worden war, befand sich plötzlich draußen auf der Straße, für jedermann sichtbar. Ehemals persönliche Dinge eines Menschen lagen ungeschützt im öffentlichen Raum, frei zur Mitnahme oder zur Abholung als Sperrmüll.
Als Breves am nächsten Tag aus Neugier zurückkehrte, war alles verschwunden. Lediglich ein paar unscheinbare, kleine Objekte lagen noch im Rasen vor dem Haus. Sie erfuhr von einer Nachbarin, die Wohnung habe einem alten Mann gehört, der einige Tage zuvor verstorben sei. Daraufhin fotografierte sie die wenigen verbliebenen Dinge an Ort und Stelle, sammelte sie ein und nahm sie mit nach Berlin.
Der Erfassung einer Ausgrabung folgend, wurde jedes Stück fotografisch dokumentiert und schließlich zu seiner Bedeutung befragt. Knöpfe, Schrauben, ein Erfrischungstuch, Schlüssel, Gebissreinigungstabletten und Knöpfe changierten in diesem Prozess zwischen Gedanken an ihre ehemals vorbestimmte Bedeutung und der unscharfen Vorstellung des Menschen, aus dessen Leben sie zurückgeblieben sind. Doch wer war dieser Mensch, dessen Leben zu Ende gegangen war?
„Schließlich überlegte ich mir, dass ich durch die Nutzung dieser Sachen vielleicht etwas mehr über diesen alten Mann erfahren würde, dass sie mir etwas von seiner Geschichte berichten könnten. Doch durch die Nutzung dieser Sachen und den Umgang mit ihnen, entwickelte sich gleichzeitig eine neue Geschichte. Nämlich die, meiner Begegnung“ – mit Oranienburg.